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Erweiterung der Gedenkstätte auf dem Molidorfer Friedhof

 

Im August 2010

 

 

 

 

Gedenktafel zur Erinnerung an über 3000 Deutsche Bürger aus dem Banat, die im Lager Molidorf in der Zeit von 1945 bis 1948 verstarben. Kaplan Feher Roland aus Toba führte die Einweihung am 25 August 2010 durch.

 

 

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Kaplan Feher Roland und Jakob Hartmann.

 

 

                         Ihr findet auch auf youtube ein Video der Einweihung. Bitte folgenden Link anklicken :

https://www.youtube.com/embed/XldPFrFqbTw

 

Eine Reise in die Vergangenheit

 

 

Erzählt von Jakob Hartmann

Samstag , 21.August 2010

Wir, Mathias Binder 81 Jahre alt und ich , Jakob Hartmann 82 Jahre alt, sind auf dem Wege nach Molidorf. Ein Dorf das es längst nicht mehr gibt. Was erwartet mich nach 66 Jahre ? Nichts ! Denn ich weiß, dass dort absolut nichts vorhanden ist dass an Molidorf erinnert.

Doch es gibt etwas. Eine kleine bescheidene Gedenkstätte, die an das Leid und Sterben von einigen tausend Menschenerinnert und auf Initiative von meinem Freund Mathias und noch einigen anderen erichtet wurde.Am oberen Teil des Mahnmals sind Risse entstanden, in welche Regenwasser eindringt, was zu weiteren Schäden führt.Das wollen wir durch den Einbau einer Zinkblechabdeckung verhindern.

Einige Landsleute kritisieren, dass in der jetzt angebrachten Tafel nur an die Molidorf und seine Toten erinnert wird, obwohl der größte Teil der Toten nicht direkt aus Molidorf stammen. Diese berechtigten Einwände wollen wtr Rechnung tragen, indem wireine weitere Marmortafel anbringen, wo an alle Opfer erinnert wird.

Das Wetter ist gut, mäßiger Verkehr.Wir passieren die Grenze bei Passau, auch die Österreich- Ungarische Grenze und erreichen Györ wo wir übernachten.

Sonntag, 22. August 2010

Ohne nennenswerte Ereignisse kommen wir nachmittags über Budapest - Szegedin - Senta –über Kikinda vor Toba an .Vor dem Dorf halten wir an.

Man hat einen Blick über das Dorf und die Kirche. Ich denke mir, dass Molidorf heute so ausschauen könnte.

Dann Fällt mir ein, dass ichhier gefirmt wurde. Wir fahren weiter zu unserem Gastgeber – ein älteres ungarisches Ehepaar: Ödöm und Piroschka Palinko.

Wir werden herzlich begrüßt und großzügig bewirtet. Wir verständigen uns in serbischer Sprache. Toba wird für die nächsten Tage unsere Basis sein

Montag 23. August 2010

Herr Palinko fährt uns mit seinem Traktor nach Molidorf. Wir müssen genaue Maße für unsere Arbeit nehmen. Vor etwa 2 Wochen sind hier gewaltige Regenfälle niedergegangen – 400 Liter pro m². Über große Flächen steht jetzt noch das Wasser.

Über holprigw, ausgefahrene Feldwege nähern wir uns Molidorf. Das Herz schlägt mir bis zum Halse. Molidorf – das ist aus der Entfernung gesehen 1 m² große, grüne Fläche mit Gestrüpp bewachsen – nur einzelne Bäume ragen darüber – das sich dann beim Näherkommen als undurchdringlich erwies, umgeben von nicht gerade vorbildlich genutzten landwirtschaftlichen Flächen.

Dann erreichen wir die am Rande geschlagene kleine Lichtung, wo sich die Gedenkstätte befindet. Wir schreiben uns die Maße auf und begeben uns nachdenklich auf den Heimweg.

Piroschka hat herrlichen Ziehstrudel gebacken, Apfel, Käse, Kürbis.

Dienstag 24. August 2010

Wir fahren nach Nova Crnja. Herr Palinko fährt auch mit. Bei der Gemeindeverwaltung, wo auch die Polizeidienstelle untergebracht ist, muss er uns als seine Gäste anmelden.

Interessant: auf die Frage eines Beamten was die Fremde hier tun, antwortet der Ungar: Das sind keine Fremde, dass sind Leute, die hier geboren sind“.

Dann suchen und finden eine alten Klempner – 80 Jahre – der uns verspricht, die Bleche zum übernächsten Tag fertig zu stellen. Auf die Frage, ob er auch Deutsch spricht ,sagte er: „Richtig deutsch net, awer schwowisch.“

Bei der Gemeindeverwaltung bitten wir um ein Gespräch mit dem Bürgermeister zwecks Aufstellung einer weiteren Gedenktafel an der Gedenkstätte, Herr Branislav Damjanov ist auch sofort bereit uns zu empfangen. Wir tragen ihm unser Ersuchen vor, er hat keine Einwände, v3erbessert noch die Inschrift, die wir etwas fehlerhaft in der serbischen Übersetzung geschrieben hatten. Wir bedankten uns für seine Hilfe und Verständnis und überreichten ihm ein kleines Weinpräsent.

Dann fuhren wir in das frühere St. Georgen, heute Zitischte, zu einem Steinmetz. Erwar sofort bereit, die Tafel und Inschrift für einen akzeptablen Preis anzufertigen. Als er aber hörte, dass die Tafel am übernächsten Tag abholbereit sein müsste, wiegte er den Kopf. Nachdem wir den Preis etwas erhöhten, ging es doch.

Mittwoch, 25.August 2010

Heute sind wir mehr oder wenigerzum Abwarten verurteilt .Wir fahren nach Zrenjanin .Das ist eine Stadt mit ca. 50.000 Einwohner, wo wir beide das Gymnasium besuchten. Wir schauten uns ein wenig um und stellten fest, dass sich das frühere beschauliche Städtchen zu einer Industriestadt entwickelte.

Donnerstag. 26. August

Heute soll das Werk vollendet werden. Wir holen mit dem Auto die Bleche und Marmorplatte ab, bringen alles nach Toba. Dort hat Herr Palinko vier Mann zusammen getrommelt, die alles auf den Traktorhänger umladen. Die Tafel wiegt ca. 140 kg. Dann fahren wir ein zweites mal nach Molidorf. Die Männer fahren mit und helfen beim Abladen und Aufstellen. Wir schrauben die Abdeckbleche fest, stellen Blumen hin. Dann kommt der junge Kaplan aus Toba, segnet die Stätte und wir beten zusammen ein „Vater Unser“.

Dann packen wir unsere Sachen zusammen und fahren: Richtung Toba. Unterwegs kommen mir viele Gedanken in den Kopf. Wie wird es in Zukunft sein, in etwa 20 Jahren? Ich glaube das die Pflege der Gedenkstätte auf die Dauer nicht möglich sein wird. Die Natur wird auch dieses Stückchen Erde zurückerobern und die Gedenkstätte überwuchern, so wie das ganze Dorf überwuchert hat.

Was ist mit den Toten? Sie haben 60 Jahre keine würdige Ruhestätte gehabt.. Werden sie nach 20 Jahre wieder keine Haben?

Dann kam mir ein tröstlicher Gedanke: Vielerorts wird heute ein sogenannter „Friedwald“ angelegt, wo man einen Platz unter einem Baum kaufen kann und dort beerdigt wird. Aus dieser Hecke über Molidorf werden auch mal große Bäumewachsen. Auf einer Fläche von einer Million m² werden es sicher soviel sein, das jeder der hier ruhenden Opfer seinen eigenen Baum Hat.Dann wird Molidorf zum größten „Friedwald“.

 

Die Bezeichnung Molidorf kann es nochlange geben. Die Einwohner der Nachbargemeinden sagen heute : Wir fahren nach Molidorf, wenn sie dorthin fahren, um die Äcker zu bearbeiten .Sie sagen das nicht aus Erinnerung an Molidorf, sondern als Ortsbezeichnung, sozusagen als Gewanne - Namen. Wir sagten ja auch °Baschaider-Hotar.

Bisher war Molidorf für mich eine offene Wunde. Jetzt ist es nur noch eine Narbe, die nicht mehr weh tut – nur manchmal.

Am Spätnachmittag kamen wir wieder in Toba an. Piroschka hat ein fürstliches Abendessen zubereitet, zu dem auch der Kaplan sich einfandm Wir tranken noch ein paar Flaschen Wein und unterhielten uns bis in die späte Nacht.

Freitag, 27. August 2010

Wir verabschieden uns von unseren Gastgeber und vom Kaplan, schauen noch kurz in die Kirche. Dann fahren wir quer durch Banat und Batschka bis an die Donau bei Apatin, wo wir übernachten.

Es ist eine kleine Pension, betrieben von einer Slowakin, Klein, aber sehr schön eingerichtet und einem erstklassigen Früstück. Was ich nicht erwartet hätte: sogar mit Klimaanlage,. Bei der herschenden Temperatur von 36° eine Wahre Wohltat. Und das tollste:Es war unsere preisgünstigste Übernachtung auf der ganzen Reise.

Gleich daneben war ein Fischrestaurant. Wir haben eine herrliche Fischsuppe gegessen, eine Spezialität der dortigen Gegend.

Samstag, 28. August 2010

Wir fahren über die Ungarische Grenze, bei Mohatsch mit der Fähre über die Donau, Abaliget (Partnergemeinde von Dannenfels) bis Budaörs. Dort haben wir im Gasthaus „Berger“ gut gegessen. Haben aber den Schwäbischen Stammtisch versäumt. Dieser war am Freitag. Übernachtet haben wir im Hotel „Adler“

Sehenswert: Der ganze Friedhof ist als zentrale Gedenkstätte aller Vertriebenen Deutschen aus Ungarn aufwendig restauriert.

Sonntag, 29. August

Nachmittags Ankunft auf der Burg in Buda. Unterkunft gleich neben der Mathias Kirche. Schöne Aussicht von der Fischer Bastei auf die Donau und Pest. Abendessen bei Zigeunermusik.

Montag, 30. August

Ausflug nach Pest, Donaupromenade, Parlaments Gebäude, Markthalle.

Dienstag, 31. August

Fahrt nach Pölnberg, Gasthaus König.

Mittwoch. 01. September

Fahrt nach Russbach, Kirchenwirt.

Donnerstag, 02. September 2010

Ankunft: Maikammer / Standebühl.

 

 

Ein Bericht von Jakob Hartmann, ein echter Molidorfer . Ich hatte ihn gebeten mir bei der Ergänzung der Gedenkstätte bei zu stehen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit ihm meinen Dank aussprechen, aber auch im Namen aller Landsleute.

Die Planung begann im Jahr 2004. Ich war nun das siebente mal auf dem Molidorfer Friedhof, ob es ein achte mal gibt weis ich nicht.

Mit diedem „Schlusswort“ grüßen wir alle Molidorfer und Landsleute.

Maikammer 06 Januar 2011.

Jakob Hartmann und Mathias Binder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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